Einsatzbereich Schulen

FSJ in einer Gemeinschaftsschule – eine großartige Erfahrung

Ein Einsatzstellenbericht von Benjamin Friedrich

Benjamin Friedrich (20) ist einer von mehr als 1300 Freiwilligen, die das Badische Rote Kreuz in diesem Jahr betreut. Seit September ist er FSJler an der „Eschach-Neckar Gemeinschaftsschule“ in Deißlingen. Hier erzählt er von der Arbeit in seiner Einsatzstelle und was ihn zum FSJ motiviert hat:

Für viele Schülerinnen und Schüler stellt sich nach dem Abschluss die entscheidende Frage: Was fange ich jetzt mit meinem Leben an? So ging es auch mir. Direkt mit dem Studium beginnen, wollte ich nicht. Ich wollte erst noch etwas anderes erleben, etwas Neues machen und dabei einen Dienst für die Allgemeinheit leisten. Also entschied ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr!

Ich arbeite nun seit sechs Monaten an der Gemeinschaftsschule „Eschach-Neckar“ am Standort Deißlingen. Meine Motivation? Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Außerdem spiele ich schon länger mit dem Gedanken, etwas im Bereich der Pädagogik zu machen.

Einige Lehrpersonen haben Schwierigkeiten in der Kommunikation und im Umgang mit ihren Schüler:innen. Das wusste ich aus eigener Erfahrung. Ich will das besser machen, besser als meine Lehrer:innen, besser als ich das damals für mich selbst gelöst hatte.  

Das neunte Schuljahr musste ich (glücklicherweise) wiederholen. Bis dahin hatte ich nicht viel für die Schule übrig. Mich nervten die Regeln und Pflichten, aber vor allem nervte es mich, keine Fehler machen zu dürfen. Fehler wurden immer als etwas Schlechtes dargestellt. Ich wollte das Positive aus meinen Fehlern ziehen. Von ihnen lernen und es das nächste Mal aufs Neue zu versuchen. Es dieses Mal vielleicht sogar besser machen. Doch das kommt in der Schule häufig zu kurz. Deshalb möchte ich mich für die Kinder und Jugendlichen einsetzen, sie in ihrem Schulalltag begleiten und ihnen die Dinge aus einer anderen Perspektive zeigen.

Nach sechs Monaten in meinem FSJ hoffe ich nun, es besser gemacht zu haben. Aber das sollen die Schüler:innen entscheiden. Tatsache ist, dass ich jeden Tag Lust auf meine Arbeit habe, dass es mir Spaß macht, Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen, sowohl was den Unterrichtsstoff betrifft als auch das menschliche Miteinander.

Und das sind meine Aufgaben während des Freiwilligendienstes

Ein typischer Morgen sieht für mich so aus: Ich komme in die Schule und nach einer kurzen Besprechung im Lehrerzimmer mit dem netten Kollegium wird geplant, wo ich heute eingesetzt werde. So wechsle ich regelmäßig die Klassen und komme mit vielen unterschiedlichen Schüler:innen zusammen. Dabei unterstützen mich sowohl die Lehrpersonen als auch die Schulsozialarbeiterinnen kräftig.

Als FSJ‘ler bin ich im Unterricht vieler verschiedener Klassen dabei. In einer Gemeinschaftsschule unterscheidet sich das Lernniveau zum Teil stark voneinander und dennoch ist es wichtig, dass man sich um alle Schüler entsprechend kümmert. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Leistungsschwächeren mitzunehmen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sich die Leistungsstärkeren nicht langweilen.

Gerade diese Vielfalt gefällt mir, denn so arbeite ich mit unterschiedlichen Lerntypen, die individuell gefördert werden. Für die Zeit in den Klassen, die ich besonders mag, bin ich sehr dankbar. Es macht so viel Spaß, den Schüler:innen etwas beizubringen.

Im Gemeinschaftskundeunterricht der siebten Klassen halte ich sogar Präsentationen zu verschiedenen politischen Themen, wie beispielsweise das deutsche Parteiensystem. Diese Aufgabe gefällt mir besonders gut, da ich hier viel eigenständig erarbeiten und kreieren kann. Was mich begeistert, ist das Interesse der Schüler. Sie sind sehr wissensdurstig und wirken keineswegs politikverdrossen, wie man es den jüngeren Generationen gerne unterstellt.


Nach einem langen Arbeitstag treffen wir uns im Rahmen der Schulsozialarbeit regelmäßig zu Besprechungen, um die Geschehnisse des Tages aufzuarbeiten. Da freue ich mich immer besonders auf die Rückmeldung. So kann ich lernen, was ich noch besser machen kann. Nach den Besprechungen bleiben für uns Freiwillige noch weitere Aufgaben, wie das Vorbereiten des Unterrichts am nächsten Tag, das Verschönern des Schulgeländes oder auch manchmal die Betreuung der Grundschüler:innen. So komme ich ab und zu mit einer weiteren Altersgruppe in Kontakt und kann zusätzliche Erfahrungen sammeln und meinen Horizont erweitern.

Was ich aus meinem FSJ mitnehmen werde? Das Erlernen von Empathie, dass man versucht, sich in jeden Schüler und jede Schülerin hineinzuversetzen. Das kann man im späteren Leben gut gebrauchen, da man immer mit unterschiedlichen Menschen zu tun haben wird. Meinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern möchte ich empfehlen/ans Herz legen, sich darauf einzulassen und dankbar zu sein, so viele Eindrücke sammeln zu können. Es mag nicht immer leicht sein, mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Und natürlich gibt es auch schwierigere Fälle. Allerdings lohnt sich der Einsatz am Ende immer und bringt einen in vielen Lebensbereichen entscheidend weiter.

Mein Freiwilligendienst ist eine großartige Erfahrung, er war in vieler Hinsicht lehrreich. Vielleicht kann ich den einen oder die andere dazu motivieren, selbst ein FSJ an einer Schule zu machen. Ich kann es wirklich empfehlen!

 

Und wie geht es nun für mich weiter? Voraussichtlich werde ich Lehramt studieren. Das Gefühl, einem wissensdurstigen Kind etwas beigebracht zu haben und die eigene Freude, wenn das Vermittelte auch verstanden wird, ist wahnsinnig toll. An einem halte ich auf alle Fälle fest, nämlich andere dazu zu motivieren, das Positive an Fehlern zu sehen. Sie als Chance zu nutzen, daraus zu lernen und es von nun an besser zu machen. Besser als man selbst und besser als andere vor einem.

 

– Benjamin Friedrich, (20) macht sein FSJ an der „Eschach-Neckar Gemeinschaftsschule“ in Deißlingen